Geriatrie – Rehabilitation

In der Geriatrie befassen wir uns mit der Prävention, Erkennung, Behandlung und Rehabilitation körperlicher und seelischer Erkrankungen im biologisch fortgeschrittenen Lebensalter, die in besonderem Maße zu dauernden Behinderungen und Verlust der Selbständigkeit führen. Dabei wenden wir spezifische geriatrische Methodiken an, mit dem Ziel der Wiederherstellung der größtmöglichen Selbständigkeit unserer Patienten.

Geriatrie versucht vom Ansatz her, die verschiedenen Dimensionen der Gesundheit zu erfassen. Sie ist somit kein segmentbezogenes Einzelfach, sondern erfasst ganzheitlich die wechselseitigen gesundheitlichen Störungen.

Seien Sie sicher: Wer älter wird, muss noch lange nicht krank werden. 80 Prozent der 80-jährigen leben selbstständig. Es sind einige Besonderheiten, die das Profil geriatrischer Patienten bestimmen, denen die Geriatrische Fachklinik Rheinhessen-Nahe Rechnung trägt.

Besonderheiten geriatrischer Patienten

Es gibt keine altersspezifische Krankheit, nur Erkrankungen, die beim alten Menschen so häufig vorkommen, dass sie das Bild des Alters prägen. Je länger jemand lebt, umso größer ist das Risiko, durch Krankheiten bleibende Schäden zu erleiden. Die Zahl der Organdiagnosen steigt mit zunehmendem Alter. So hat ein 80-Jähriger im Durchschnitt 8,4 Organdiagnosen.

Die Anzahl sagt jedoch wenig über den Gesundheitsstand aus, denn im Alltag ist nicht das Bestehen der Krankheit entscheidend, sondern die Auswirkung auf die Funktion. Deshalb ist es erforderlich, die Auswirkungen der Krankheiten auf den Alltag quantitativ zu erfassen. Der alte Mensch kann von vielen seiner Krankheiten nicht mehr geheilt werden. Er leidet neben akuten und chronischen Krankheiten an den bleibenden Folgen von Krankheiten.

Vergleicht man zum Beispiel die Gehgeschwindigkeit von 30-Jährigen, wird man keine sehr großen Unterschiede feststellen können. Bei einer Gruppe von 75-Jährigen sieht das ganz anders aus.

Jeder kennt Menschen in diesem Alter, die zum Beispiel im Rollstuhl sitzen, die unter einer Arthrose leiden, die sich wegen der Parkinsonschen Erkrankung nur sehr langsam bewegen, andere aber noch Marathon laufen und das Sportabzeichen erwerben.

Die Symptome sind häufig nur diskret und nicht richtungsweisend. Nicht das zuerst erkrankte Organ bietet das Leitsymptom, sondern der Funktionsbereich bricht zusammen, der am nächsten an der Kompensationsgrenze lag, sozusagen das schwächste Glied in der Kette (Dominoeffekt).

Beispielsweise vermag ein alter Mensch bei Temperaturschwankungen in viel geringerem Maße als ein junger Mensch Flüssigkeitsverschiebungen auszugleichen. Die gefährliche Folge der Austrocknung besteht. Stürze sind Ausdruck der körperlichen Instabilität.

Die Krankheit „Reduzierte Spontanrekonvaleszenz“ hat zur Folge, dass Patienten dauerhaft in ihrer Selbständigkeit eingeschränkt sind. Aufgrund der Bettruhe, die einige Krankheiten erfordern, geht pro Tag zirka fünf Prozent der Muskelmasse verloren. Ein Merkspruch aus dem Englischen, der das Problem gut beschreibt, lautet „Bed is bad“ (im Bett liegen ist schlecht).

60 Prozent der über 75-Jährigen, die im Fall der Krankheit oder Behinderung auf fremde Hilfe angewiesen sind, leben allein. Allerdings sind auch die meist schon betagten Lebenspartner pflegebedürftiger Patienten häufig überfordert.

Das ohnehin instabile System, das die Gesundheit und Funktionsfähigkeit aufrechterhielt, ist zusammengebrochen. Die Selbständigkeit der Lebensführung steht insgesamt auf dem Spiel, denn oft war bereits vor der aktuellen Schädigung ein maximaler Einsatz der verbliebenen Kräfte nötig, um die Alltagsanforderungen zu bewältigen. Nicht Teile sind bedroht, sondern die gesamte Lebensführung.

Immobilität (zum Beispiel Schlaganfall, M. Parkinson, Amputation, Seh- und Hörstörungen), Instabilität (zum Beispiel Stürze und Frakturen, Unterernährung), Inkontinenz, intellektueller Abbau.

Wie wir arbeiten

Die geriatrische Diagnostik ist auf die Stärkung der Alltagskompetenzen ausgerichtet.

Das spezifische diagnostische Instrument der Geriatrie ist das Assessment. Dabei handelt es sich um eine multidimensionale Gesamterfassung und Bewertung der gesundheitlichen Situation eines Patienten. Das Assessment erfasst, gliedert und bewertet körperliche, psychische und soziale Komponenten sowie Daten zum Umfeld.

Die Wechselwirkung von Krankheiten, Behinderungen und altersassoziierten Veränderungen werden herausgearbeitet mit dem Ziel, medizinische, pflegerische, therapeutische und soziale Interventionen zu planen und ihren Verlauf zu kontrollieren.

Dies erfolgt durch klassische ärztliche Untersuchungen und durch international standardisierte Funktionsuntersuchungen (Barthel-Index, Tinetti-Test, Timed up and go-Test, Mini-Mental-State nach Folstein).

Aus den verschiedenen gesundheitlichen Problemen unserer Patienten ergibt sich die Notwendigkeit, dass ein multiprofessionelles Team in der Geriatrie arbeitet. Dieses Team besteht aus ärztlichem Dienst, Pflegedienst, physikalischer Therapie, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Psychologie, Sozialarbeit und Seelsorge.

Die geriatrischen Behandlungsmaßnahmen umfassen das ganze Spektrum der Interventionsmöglichkeiten: Prävention, kurative Therapie und Rehabilitation.

Schwerpunkte der vollstationären wie teilstationären Rehabilitation sind:

  • aktivierende Pflege, 24-Stunden-Behandlungskonzept nach Bobath, anleitende und unterstützende Hilfe zur Selbsthilfe, Stoma- und Inkontinenzberatung
  • Krankengymnastik auf neurophysiologischer Grundlage (zum Beispiel Behandlung nach Bobath): wesentlich zur Wiedererlangung von Selbständigkeit nach einem Schlaganfall. Weitere krankengymnastische Behandlungsmöglichkeiten: Bewegungsbad, Rückenschule, Gangschule, Schlingentischbehandlung, Stumpftherapie, Muskelaufbautraining oder Laufbandtherapie; hierzu kommen modernste Therapiegeräte zum Einsatz, bspw. virtuelle Rehabilitation, MOTOmed Bewegungstherapie oder Nustep Ganzkörper Trainingsgeräte
  • Physikalische Therapie: zum Beispiel manuelle Massage, Lymphdrainage, Elektrotherapie, medizinische Bäder, Inhalationen und Kryotherapie
  • Ergotherapie: Wiedererlernen von Alltagsverrichtungen (z.B. mittels Spiegeltherapie), Hilfsmittelversorgung und adäquate Anpassung des Wohnumfeldes ggf. mit Hausbesuch
  • Logopädie: Diagnose und Behandlung – neben anderen von Sprech- und Sprachstörungen, Ess- und Schluckstörungen und Kommunikationsstörungen nach einem Schlaganfall
  • Psychologie: Diagnostik und Therapie von neuropsychologischen Störungen (zum Beispiel bei Neglect, kognitiven Einschränkungen)
  • Sozialdienst: Beratung zu Fragen der weiteren Versorgung (zum Beispiel Leistungen nach Pflegegesetz)
  • Ernährungsberatung
  • Angehörigenberatung (Geriatrische Interventionen) außerhalb der Akutphase kann ohne die Patienten und ihre Angehörigen nicht geplant werden. Zu den Zielen gehören auch die Vorgaben, die Patienten und ihre Angehörigen haben.

Demenzerkrankungen sind in den vergangenen Jahren zunehmend in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerückt. Immer mehr Menschen werden in Zukunft an einer Demenz leiden und damit werden auch immer mehr Angehörige sich mit der Versorgung ihrer erkrankten Partner oder Familienangehörigen auseinander setzen müssen.

Besteht bei einem an einer Demenz erkrankten Menschen die Notwendigkeit einer stationären Rehabilitation, zum Beispiel nach einer Schenkelhalsfraktur, so ist ein spezielles, geriatrisches Behandlungsangebot erforderlich.

Darüber hinaus wird auf der konzeptionell speziell ausgerichteten Schwerpunktstation »Tandem« der Geriatrischen Fachklinik eine Behandlung angeboten, deren zentrales Ziel es ist, neben der Rehabilitation der Akuterkrankung, den Angehörigen das Leben mit einem dementiell erkrankten Menschen zu erleichtern und ihnen die notwendigen Hilfen und Informationen hierfür mitzugeben. Dazu werden demenzerkrankte Patienten gemeinsam mit ihrem Angehörigen aufgenommen.

Die Angehörigen werden in die Therapie eingebunden und im Umgang mit dem Betroffenen angeleitet und unterstützt. Sie erhalten ein Schulungsprogramm zum Krankheitsbild, zu rechtlichen und finanziellen Fragestellungen, pflegerischen Maßnahmen und zu den Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Patienten.

Der gemeinsame Aufenthalt auf dieser Station soll dazu dienen, eine Rückkehr und ein langfristiges Verbleiben in der häuslichen Umgebung vorzubereiten beziehungsweise zu ermöglichen.

Anmeldung Geriatrische Rehabilitation

Die Anmeldung erfolgt mit einem Anmeldebogen, den Sie sich hier ausdrucken und uns zusenden können. Die darin enthaltenen Hinweise zum Datenschutz bitten wir unterschrieben dem Anmeldebogen beizufügen.

Die Anmeldung ist aus dem stationären wie ambulanten Bereich möglich. Vor Aufnahme muss die Kostenzusage beim Kostenträger eingeholt werden. Voraussetzungen sind: Rehabilitationsbedürftigkeit, Rehabilitationswilligkeit (Motivation) und Rehabilitationsfähigkeit.

Weitere Informationen zur Anmeldung:
Liane Jansohn (Tel.: 06708 620-1105) und Vanessa Vorberg (Tel.: 06708 620-1106)

Sozialdienst Rehabilitation